PROJEKT Kinder der „Scaramouche Academy“ drehen in den Ferien den 90-minütigen Episodenfilm „Flaschenpost-Insel“


Von Ingeborg Toth

WIESBADEN – Vor der Kulturscheune der Humboldtschule wird gedreht. Der Kameraassistent schlägt die Klappe – wie man das aus den Streifen übers Filmemachen kennt: „26 – 1, Take 1“. Dreharbeiten für den Kinder-Kinofilm „Flaschenpost-Insel“. Über 30 Drehtage bis in den August hinein sind geplant. Am Set jede Menge Komparsen im schulpflichtigen Alter. Auch die Hauptrollen werden von Schülerinnen und Schülern gespielt. Die können bei TV-Star Tanja Schleiff („Polizeiruf 110“) viel lernen. Die Schauspielerin im Business-Kostüm hat Aurelio Pokorski an der Hand. Aurelio, gestylt wie ein englischer Collegeboy, heißt im Film Michael. Film-Mutter und Film-Sohn steigen in ein Auto. Das ist fast schon die ganze Szene.

Förderverein „Oscar“ stemmt das Filmprojekt

Gedreht wird ein 90-Minuten-Episodenfilm. Am Nachmittag zieht der Tross der Filmemacher und Darsteller in den Hof der Humboldtschule um. Mit dabei, die Produzentin des Streifens, Corinna van Eijk, Leiterin der Wiesbadener Jugendschauspielschule „Scaramouche Academy“ in der Friedrichstraße. Mit ihrem Förderverein „Oscar“ stemmt sie ein ehrgeiziges und einzigartiges Projekt. „Flaschenpost-Insel“ heißt der Kinderfilm, der einen siebenstelligen Betrag kosten würde, wenn Stars wie Tanja Schleiff, Marian Meder und andere Gage verlangen würden. Sie haben sich ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Wie das gesamte junge, hoch motivierte Team – vom Kameramann über den Beleuchter bis zum Toningenieur oder den Maskenbildnerinnen. Drehbuchautor und Regisseur ist Toni Kurtin, der an der Scaramouche Academy unterrichtet. Kurtin will mit dem Film eine Botschaft transportieren: „Jeder hat das Recht, anders zu sein.“ Zugleich sollen die am Set und später die jugendlichen Zuschauer im Kino darüber nachdenken, dass ihre Handlungen oft genug Folgen haben – und dass man sich der Konsequenzen seines Tuns bewusst sein muss. Kurtin: „‚Flaschenpost-Insel’ handelt von Integration und Toleranz, von der Suche der Jugendlichen nach ihrer eigenen Identität, von der Schwierigkeit, erwachsen zu werden.“ Kurtin erzählt im Film die Geschichte von Laina (Teanna Weiß), die noch nicht so lange in Deutschland lebt und sich kaum an ihre afrikanischen Eltern erinnern kann. Ihre Adoptiveltern Henning (Alexander Koll) und Anni (Jördis Richter) tun alles, damit die Zwölfjährige sich nicht fremd fühlt. Doch die wirft unzählige leere Flaschen mit sehnsüchtigen Botschaften in den Rhein. So gelangt sie eines Tages in den Besitz eines abgegriffenen Fotoalbums. Zwischen den Bildern ihrer Eltern sind Zahlen und Wörter zu finden – verschlüsselte Botschaften? Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Paul und Michael begibt sich Laina auf eine Entdeckungsreise durch Wiesbaden und in ihre Vergangenheit.

„Wir haben uns ein Projekt ausgedacht, bei dem viele Kinder mitmachen und neue Erfahrungen sammeln können“, sagt Corinna van Eijk. Mehr als ein Dutzend Haupt- und Nebenrollen gibt es in dem Episodenfilm. Fast 200 Komparsen, Jungen und Mädchen zwischen neun und 14 Jahren, stehen bereit, die alle bei einem Casting in der Jugendschauspielschule ausgesucht wurden.

Film läuft im Frühjahr 2018 im Caligari

Während der Produktionsphase wird es noch einen Workshop geben, bei dem die Kinder ihre Fragen zum Filmemachen loswerden können. Die Idee, in den Sommerferien möglichst viele Mädchen und Jungen hinter die Kulissen des Filmgeschäfts schauen zu lassen, geht jetzt schon auf. Sie lernen die vielen unbekannten Berufe kennen, die sich am Set tummeln. Die Produzentin: „Vor der Kamera zu stehen, macht selbstbewusst. Schauspieltechniken helfen, aus schüchternen Kindern starke Persönlichkeiten zu machen.“ Der Kinofilm soll im Frühjahr 2018 in der Caligari Filmbühne Premiere haben.