Mit Rollenspiel zu Selbstbewusstsein


Von Volker Milch

Wiesbadener Jugendschauspielschule „Scaramouche“ möchte vor allem die Persönlichkeitsentwicklung fördern

„Geht es heute wieder los?“ Am Tag unseres Gespräches hat Corinna van Eijk mal wieder den Anruf einer ungeduldigen Schülerin bekommen. Die Pädagogin, die im Februar 2008 in Wiesbadens Friedrichstr. 7 ihre Jugendschauspielschule „Scaramouche Academy“ gegründet hat, musste das Kind noch etwas vertrösten. Erst am Montag soll es wieder losgehen, natürlich mit einem Hygienekonzept, „Desinfektionsmittel in jeder Ecke“ und regelmäßige Lüftung über große Fenster des Altbaus. Während des Lockdowns war der Präsensunterricht bei“ Scaramouche“ ganz ausgesetzt. Bis Montag trifft man sich auf Zoom, der Plattform für Videokonferenzen. „Das funktioniert schon sehr gut“, sagt die ehemalige Gymnasiallehrerin. Auf die Idee, eine Jugendschauspielschule zu gründen, kam sie als Mutter, die sich fragte:“ Wie kann ich Kindern weiterhelfen, mit Konfliktsituationen in der Schule und im Alltag umzugehen?“. „Wie werden Kindern mit Ängsten, Mobbings-Situationen fertig? Wie bringt man Ihnen bei, sich zu wehren und Selbstbewusstsein zu entwickeln?“ Das könne man nicht „hinzaubern“. So kam Corinna van Eijk auf “freies Schauspiel“, das die Selbstwahrnehmung unterstütze. Und sie kam auf den Namen „Scaramouche“. Die komische Figur aus der Comedia d´ell Arte sei so wandlungsfähig, sie schlüpft in verschiedene Rollen“. Das dürfen die Kinder und Jugendlichen, die in ihrer Schule von einem „Pool“ aus 15 Dozenten aus den Sparten Schauspeil, Musical und Film unterrichtet werden. Die Kinder entwickeln Szenen zu einem Thema, etwa zu Vorurteilen. Dafür gebe es ein „ehrliches und realistisches Feedback“. Sie können aber eigentlich nichts falsch machen. Es geht darum, „positive“ aus dem Unterricht zu gehen. „Die Kamera ist inzwischen mit dabei“, sagt die Leiterin. Dabei würden Kinder nicht nur lernen, mit der Technik umzugehen, sondern können sich selbst dabei auch besser analysieren. Die Mädchen seien unter den rund 100 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 20 Jahren in der Überzahl. Unterstützung aus öffentlichen Mittel erhalte sie nicht. Die Schule finanziere sich ausschließlich über Unterrichtsgelder. In Kooperation mit dem Amt für soziale Arbeit der Stadt werden einige Plätze für Familien angeboten. „Die sind auf mich zugekommen“, sagt van Eijk über Kooperationen mit Filmproduktionen. „Casting-Situationen“ seien für die Kinder und Jugendlichen natürlich interessant. Die Leiterin selbst hat sich besonders darüber gefreut, dass ihr Schauspielnachwuchs beim offenen Casting für den Kinofilm „Die Flaschenpost-Insel“ in die engere Wahl kam und dann sogar mit Haupt-Nebenrollen besetzt wurden.

Die größte Freude der Pädagogin ist es aber, wenn aus anfangs schüchternen Kindern selbstbewusste Persönlichkeiten werden.