13-Jährige spielt in Film die Hauptrolle


Wiesbadener Kurier Februar 2022
Von Anja Baumgart-Pietsch

Warum die junge Wiesbadenerin Helen Kürsten gerne Schauspielerin werden möchte.

WIESBADEN. Die Schauspielerei ist genau ihr Ding. Helen Kürsten ist erst 13, weiß aber schon genau, was sie will: „Ich wollte schon als kleines Kind Schauspielerin werden“ berichtet die Schülerin der Martin-Niemöller-Schule. „Ich habe immer gerne Leute nachgemacht, kleine Szenen gespielt, das hat mir viel Spaß gemacht.“ Folgerichtig suchte sie nach einer Möglichkeit, sich entsprechend ausbilden zu lassen und fand die Scaramouche-Academy. Dort besucht Helen schon eine ganze Weile den Schauspielkurs von Corinna van Eijk. Das Besondere: Durch Kooperationen mit den Filmhochschulen der Region gibt es hier auch immer wieder Möglichkeiten für die Kinder; kleine Rollen zu übernehmen. Jetzt hat es Helen geschafft, eine Hauptrolle zu ergattern. In dem Film „Embrace uniqueness. Inspire others.“ spielt sie das Mädchen Niza. Dieses wird aufgrund ihrer Hautfarbe im Unterricht ausgegrenzt. „Zeichnet eure Familie“ so lautet die Schulaufgabe. Sie begibt sich quer durch Wiesbaden auf die Suche nach dem für den Kunstunterricht benötigten Farbstift, der ihrer dunklen Hautfarbe entsprechen soll. Für das verzweifelte Kind stellt sich diese Aufgabe als fast unmöglich heraus, bis sie schließlich bei einem alten Meister einer Wiesbadener Manufaktur Hilfe findet. Gedreht wurde an unterschiedlichen Schauplätzen, unter anderem in der Waldorfschule und in einem kleinen Laden in der Nähe der Schauspielschule. Ein junges studentisches Filmteam mit Fabian Sprey (Drehbuch/Kamera) und Michael Seibert (Regie)hat die Geschichte entwickelt und die Schauspielschülerinnen und -schüler auch in die Geheimnisse der Technik eingeweiht. Natürlich hat man sich dabei auch an alle Coronamaßnahmen gehalten, sagt Schulleiterin Corinna van Eik. Mehr als 20 Kinder der Scaramouche-Academy haben mitgemacht. Das war wirklich ein raffiniertes Drehbuch, das viele Fragen aufwirft und eine Diskussionsgrundlage für eine im Mai geplante Podiumsdiskussion zum Thema Außenseiter und Mobbing in Schulen sein wird. Es ist großartig, dass unsere Schüler Erfahrungen an einem professionellen Filmset sammeln und dass wir das Team der Hochschule Wiesbaden unterstützen konnten“, meint die Schulleiterin. Der Film wird ungefähr 15 Minuten lang und in etwa drei Monaten soll er wohl fertig sein., sagt Helen. Dann soll er auch auf Festivals gezeigt wer-den. Und natürlich kann ihn die junge Schauspielerin dann auch in ihre „Showreel“ aufnehmen: Arbeitsproben, die für spätere Bewerbungen wichtig sind. Helen Kürsten möchte gerne vor der Kamera weitermachen, darauf wird man bei Scaramouche auch vorbereitet. „Mir hat das Schauspielen sehr viel Selbstbewusstsein gegeben„, sagt Helen, der in der Grundschule tatsächlich mal die Situation begegnet ist, dass sie Stifte in „Hautfarbe“ mitbringen sollte – und da war daneben nur das übliche Hellbeige zu finden. Eigene Erfahrungen mit der Außenseiterrolle:  Mittlerweile gibt es Stiftesets, die alle möglichen Hautfarben mit einbeziehen, das ist in einer diversen Gesellschaft wichtig. Aber Helen möchte durch ihren angestrebten Beruf auch gerne in die Haut möglichst vieler unterschiedlicher Charaktere schlüpfen. Wenn man Rollen spielt, kann man aus sich herausgehen. Das finde ich toll.“ Lampenfieber? Überhaupt nicht, sagt die 13-Jährige. „Auch dafür machen wir bei Scaramouche ja Übungen.“ Ein Seriencharakter wie der von Dylan O’Brien in „Teen Wolf“, das wäre eine Rolle ganz nach ihrem Geschmack.